Sigmund 1411 — 1437.
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Wohnsitz wieder nach Rom. Aber gleich darauf fand eine Doppelwahl statt: ein italienischer Papst residierte seitdem in Rom, ein französischer in Avignon, und beide sprachen gegenseitig über sich und ihre Anhänger den Bann aus. Nachdem diese Kirchenspaltung dreißig Jahre gedauert hatte, setzte ein Konzil zu Pisa beide Päpste ab und wählte einen neuen; aber dadurch wurde die Lage noch schlimmer, da jene beiden nicht abdankten. Es gab nunmehr drei Päpste. Drei Päpste.
Dazu kam, daß das päpstliche Regiment überhaupt damals viele Mißstände aufwies. Wenn die Päpste früher den deutschen Königen öfter Simonie vorgeworfen hatten, so übten sie jetzt selbst die Übertragung geistlicher Stellen für Geld in großem Umfange. Dazu trat der gewinnsüchtige Mißbrauch des Ablasses, d. H. des an die Verrichtung guter Werke geknüpften Nachlasses zeitlicher Sündenstrafen. Über diese und andere Schäden entstand bei vielen denkenden und nationalgesinnten Männern ein tiefer Unwille; immer weiter verbreitete sich das Verlangen nach einer „Reform Forderung der Kirche an Haupt und Gliedern". So sah denn das Konzil, Kirchen, das 1414 unter kaiserlichem Schutze in Konstanz zusammentrat, als reform' seine Aufgabe einerseits die Beseitigung der Kirchenspaltung, andrerseits die Reform der Kirchenverfassung an.
Aber es fand noch eine dritte Aufgabe vor; es mußte zu den Lehren Stellung nehmen, die damals der böhmische Priester und Gelehrte Johann Hus aufstellte, und die sich nicht nur auf die Kircheuverfaffung,Johann Hus. sondern auch auf die kirchliche Lehre bezogen. Er hatte, beeinflußt von den Schriften des englischen Theologen John Wiclif, den Ablaß und die zunehmende Verweltlichung der Kirche, aber auch das Papsttum selbst und einige wichtige Lehren der Kirche als dem Evangelium nicht entsprechend angegriffen; insbesondere hatte er gefordert, daß beim heiligen Abendmahl auch den Laien und nicht nur den Priestern der Kelch gereicht werde. Hus hatte in Böhmen viel Anhang gefunden. Jetzt wurde er vor das Konzil gefordert.
Das Konstanter Konzil war wohl die glänzendste Versammlung Das Konzil geistlicher und weltlicher Fürsten im Mittelalter. Einer der drei Päpste,ö'uuhs‘5 Johann Xxiii., hatte sich eingefunden, ferner viele Kardinäle, Erzbischöfe, 1418-Bischöfe und andere Prälaten, dazu die Menge der weltlichen Fürsten und Würdenträger. Der Reichstag, der gleichzeitig stattfand, wurde dadurch besonders bedeutend, daß Sigmund 1415 die Mark Brandenburg, die er Belehnung einst geerbt, dann aber an seinen Vetter Jobst von Mähren verpfändet hatte, mäl?nben= und in der zu jener Zeit völlige Zerrüttung und Gesetzlosigkeit herrschte, 1415.
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Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Avignon Konstanz Brandenburg
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Das Zeitalter der religiösen Kämpfe 1619-1648.
Die Abwesenheit traten in Wittenberg „Schwarmgeister" auf, teilweise €6$etms Tuchmacher aus Zwickau, Leute, welche von Gott begeistert zu sein glaubten, ihre Eingebungen für bedeutsamer als die Worte der Bibel erklärten und die Forderung aufstellten, der Gottesdienst müsse gänzlich umgestaltet, die Bilder in den Kirchen zerstört, die Kindertaufe abgeschafft und durch eine Taufe der Erwachsenen ersetzt werden. Ihnen schloß sich auch Karlstadt an; und schon gewannen sie viel Anhang und fingen an, ihre Neuerungen gewalt-1522.sam durchzusetzen. Da erschien Luther in Wittenberg. Er hatte auf die Mahnungen seines Kurfürsten, der ihn auf die ihm drohende Gefahr aufmerksam machte, geantwortet, daß er in Gottes Schutz stehe: „Ja, ich meine, ich wollte Ew. Kurfürstliche Gnaden mehr schützen, als Sie mich schützen könnten. Wer am meisten glaubt, der wird hier am meisten schützen." Eine Woche lang predigte er täglich gegen das Unwesen der Bilderstürmer und Wiedertäufer und erreichte, daß sie aus Wittenberg weichen mußten.
Luthers Luther aber blieb fortan unangefochten in Wittenberg. Einige Zeit aäti9lcit später legte er die Mönchskutte ab und heiratete Katharina von Boret, die, aus einem sächsischen Adelsgeschlecht stammend, bereits als Kind in ein Kloster gebracht worden war und es nun, wie so viele andere Mönche und Nonnen, verlassen hatte. Außer Philipp Melanchthon standen ihm Justus Jonas, Bugenhagen und andere Freunde zur Seite. Er predigte, er beriet in kirchlichen Dingen seinen Landesherrn und so manchen deutschen Fürsten, dazu viele andere Rat und Hilfe suchende Deutsche aller Stände, er schrieb Bücher und Streitschriften, er forschte in der Schrift und fuhr fort sie zu übersetzen, er dichtete endlich seine herrlichen Kirchenlieder.
§ 107. Die Reformation Ulrich Zwinglis. Indessen hatte auch in der Schweiz der Abfall von der alten Kirche begonnen. Der schweizerische Lwingii in Reformator wurde Ulrich Zwingli, der als Sohn wohlhabender 8md>' Bauern aus einem Alpendorfe stammte, auf mehreren Universitäten studiert
hatte, dann Geistlicher geworden und damals Priester in Zürich war. Auch ihn brachte, wie Luther, das Ablaßwesen in Gegensatz zu der päpstlichen Kirche; in demselben Jahre, in dem für Luther die Leipziger Disputation entscheidend wurde, erwirkte er, daß der Rat von Zürich einen Ablaßprediger auswies. In den nächsten Jahren wurde in Zürich die Reformation durchgeführt, dem Papste der Gehorsam aufgesagt, die Messe abgeschafft, die Heiligenbilder und jeder Schmuck aus- den Kirchen entfernt. Andere Schweizer Städte, besonders Bern und Bäsel, schlossen sich diesem Vorgehen an.
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Die Zeit der zunehmenden Auflösung des Reichs 1273—1519.
Wohnsitz wieder nach Rom. Aber gleich darauf fand eine Doppelwahl statt: ein italienischer Papst residierte seitdem in Rom, ein französischer in Avignon, und beide sprachen gegenseitig über sich und ihre Anhänger den Bann aus. Nachdem diese Kirchenspaltung dreißig Jahre gedauert hatte, setzte ein Konzil zu Pisa beide Päpste ab und wählte einen dritten; aber dadurch wurde die Lage noch schlimmer, da jene beiden nicht abdankten. Es gab Drei Pöpste. nunmehr drei P ä p st e.
Dazu kam, daß das päpstliche Regiment überhaupt damals viele Miß-stände auswies. Wenn die Päpste früher den deutschen Königen öfter Simonie vorgeworfen hatten, so übten sie jetzt selbst den Verkauf geistlicher Stellen für Geld in großem Umfange. Dazu trat der gewinnsüchtige Mißbrauch des Ablasses, d. H. des an die Verrichtung guter Werke geknüpften Nachlasses zeitlicher Sündenstrafen. Uber diese und andere Schäden entstand bei vielen denkenden und nationalgesinnten Männern ein tiefer Unwille; 50letn£n9immer weiter verbreitete sich das Verlangen nach einer „Resorm der «jssu Kirche an Haupt und Gliedern". So sah denn das Konzil, das 1414 unter kaiserlichem Schutze in Konstanz zusammentrat, als seine Aufgabe einerseits die Beseitigung der Kirchenspaltung, andrerseits die Reform der Kirchenverfassung an.
Aber es fand noch eine dritte Aufgabe vor; es mußte zu den Lehren Stellung nehmen, die damals der böhmische Priester und Gelehrte Im»Johann Hus ausstellte und die sich nicht nur auf die Kirchenverfassung, sondern auch aus die kirchliche Lehre bezogen. Er hatte, beeinflußt von den Schriften des englischen Theologen John Wiclis, den Ablaß und die zunehmende Verweltlichung der Kirche, aber auch das Papsttum selbst und einige wichtige Lehren der Kirche als dem Evangelium nicht entsprechend angegriffen; insbesondere hatte er gefordert, daß beim heiligen Abendmahl auch den Laien und nicht nur den Priestern der Kelch gereicht werde. Hus hatte in Böhmen viel Anhang gefunden. Jetzt wurde er vor das Konzil gefordert.
Das Konzil Das K o n st a n z e r Konzil war wohl die glänzendste Versammlung Konstanz, geistlicher und weltlicher Fürsten im Mittelalter. Einer der drei Päpste, Johann Xxiii., hatte sich eingefunden, ferner viele Kardinäle, Erzbischöfe, 1418. Bischöfe und andere Prälaten, dazu die Menge der weltlichen Fürsten und Würdenträger. Der Reichstag, der gleichzeitig stattfand, wurde dadurch be-Belehnung sonders bedeutend, daß Sigmund 1415 die Mark Brandenburg, die ^mitb^an- 'er einst geerbt, dann aber an seinen Vetter Jobst von Mähren verpfändet 6u15?* hatte und in der zu jener Zeit völlige Zerrüttung und Gesetzlosigkeit herrschte.
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Das Zeitalter der religiösen Kämpfe 1519 — 1648.
§ 103. Martin Luther. Martin Luther stammte aus einer Bauernfamilie. Sein Vater, der aus Thüringen gebürtig war, arbeitete als armer io. Novbr. Bergmann in Eisleben, wo sein Sohn Martin am 10. November 1483 1483' geboren wurde; später zog er nach M a n s f e l d, wo er sich ein Haus erwarb und ein angesehener Mann wurde. Der Sohn wurde streng erzogen und oft „hart gestäupt". Mit vierzehn Jahren wurde er nach Magdeburg auf die lateinische Schule gebracht, von wo er bald nach Eisenach übersiedelte ; dort sang er, um sein Brot zu verdienen, als Kurrendeschüler toor den Häusern. Erst als sich Frau Ursula Cotta seiner erbarmte und ihn Erfurt, an ihren Tisch zog, lernte er ein behaglicheres Leben kennen. 1501 bezog lo01' er die Universität Erfurt; er sollte Jura studieren, um später ein Beamter werden zu können. Aber nach vierjährigem Studium trat Luther, von 1505. Gewissensängsten getrieben, in das Kloster der Augustiner in Erfurt ein. Dort unterzog er sich allen mönchischen Pflichten mit dem größten Eifer und der größten Selbstverleugnung. Er sammelte Almosen vor den Türen der Leute, er marterte Leib und Seele durch Buhübungen und Kasteiungen, er vertiefte sich in die Schrift und die Kirchenlehrer, ohne doch den Frieden des Herzens mit Gott zu finden. Da brachte ihm zuerst der Generalvikar des Ordens, Johann Staupitz, die Überzeugung nahe, daß der Mensch nicht durch die eigenen Werke gerecht werden könne, daß Gott aber um Christi willen dem, der reuig zu ihm komme, seine Sünden vergebe. Und diese Überzeugung kräftigte sich in ihm mehr und mehr durch das Studium der Briefe des Apostels Paulus und der Schriften des großen Kirchenvaters Augustinus. Seitdem ward Luther immer fester in sich, immer mutiger, immer freudiger, ein starker religiöser Charakter. 1508 wurde er auf 508**0’ (Stäupt^ Betreiben an die Universität Wittenberg berufen, die der sächsische Kurfürst Friedrichderweisevor kurzcm gegründet hatte; dieser entstammte der ernestinischen Linie des Hauses Wettin, während die albertinische Linie in Sachsen-Meißen herrschte. Einige Jahre später hatte Luther in Ordensangelegenheiten eine Reise nach Rom zu machen.
Da kam 1517 Tetzel, zwar nicht nach Kursachsen, das ihm der Kurfürst zu betreten verboten hatte, aber doch an die Grenze des sächsischen Gebietes und fand auch aus Wittenberg viel Zulauf. Unter diesen Umständen fühlte sich Luther durch seine Pflicht als Seelsorger gedrängt, nicht zu schweigen, sondern sich gegen den Mißbrauch des Ablasses öffentlich zu erklären, und am Abend des 31. Oktober 1517 schlug er seine lateinisch Die abgefaßten 95 Thesen über den Ablaß an die Tür der Schloßkirche zu
8v Oktober Wittenberg. Er hatte dabei zunächst nur die Absicht, Tetzel zur öffentlichen 1517' Disputation herauszufordern, wie das damals unter Gelehrten häufig vor-
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Extrahierte Ortsnamen: Eisleben Magdeburg Eisenach Erfurt Erfurt Christi Wettin Sachsen-Meißen Rom Wittenberg Wittenberg
Martin Luther und die Reformation.
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teuer; die Kunst des Lesens und Schreibens war auf einen kleinen Teil der Nation beschrnkt. Da war es von der grten Bedeutung sr die allgemeine Volksbildung, fr die Verbreitung ntzlicher Kenntnisse,, fr die geistige Anregung der weitesten Volksschichten, da der Buchdruck erfunden wurde. Bilderholzfchnitte, die wohl auch Unterschriften gehabt hatten, waren lngst bekannt; da kam um die Mitte des fnfzehnten Jahrhunderts Johann utcn6erg. (Miltenberg aus Mainz auf den Gedanken, bewegliche, aus Metall gegossene Lettern anzuwenden. In Mainz hat Gutenberg die erste Buchdruck-presse eingerichtet; er hatte mit groen Schwierigkeiten zu kmpfen, da er ohne die ntigen Geldmittel war und sich seine Geschftsteilnehmer als un-zuverlssig erwiesen.
Von Mainz hat sich die Kunst des Buchdrucks, die deutsche Kunst",
schnell nach den verschiedensten Lndern verbreitet. Sie ermglichte die billige Herstellung von Bchern und Flugschriften; sie kam besonders der Verbreitung der Reformation zugute, und eins der verbreiterten Bcher wurde Luthers Bibelbersetzung.
Martin Luther und die Refor,nation.
102. Die kirchlichen Zustnde. Die Klagen der die kirchlichen
Zustnde hatten seit dem Konstanzer Konzil, auf dem man vergeblich versucht
hatte, die ersehnte Reform der Kirche an Haupt und Gliedern durchzufhren,
nicht aufgehrt. Es gab damals viele, welche von einem herzlichen Ver-
; langen nach Gott erfllt waren; man suchte die Bibel zu lesen und zu ver-
stehen, und sie ist auch vor Luther mehrmals bersetzt worden; viele suchten
durch reichliches Almosengeben, durch Wallfahrten, durch Verehrung der Kirchliche
Reliquien die Seele zu befriedigen; andere wieder wandten sich von der*"6''
Kirche ab. In der Tat saen damals auf dem ppstlichen Stuhle Männer,
die mehr von weltlichen als von geistlichen Interessen erfllt waren; auch
sonst hrte man laute Klagen der das weltliche Leben vieler Geistlichen.
Besonders anstig war es von jeher gewesen, da das Papsttum unter
den verschiedensten Grnden immer von neuem groe Geldsummen aus allen
katholischen Lndern nach Rom zu ziehen verstand. Eine groe Ausdehnung
hatte vornehmlich das Ablawesen gewonnen. Auch Papst Leo X., Ter Mi.
der zum Neubau der Peterskirche viel Geld brauchte, schrieb einen Abla
ans; einer der Ablaprediger, die in Deutschland umherzogen, war der Do-
m.mkanermnch Johann Tetzel. Da trat ihm Dr. Martin Luther entgegen.
Neubauer. Geschichtl. Lehrb. fr Mdchensch. Ii 4. stuft.
7
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Extrahierte Ortsnamen: Miltenberg Mainz Mainz Mainz Luthers Rom Deutschland
Martin Luther und die Reformation.
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kam. Aber die Thesen gewannen eine weit darber hinausgehende Be-beutung; binnen vierzehn Tagen waren sie in ganz Deutschland verbreitet, fanden manchen scharfen Widerspruch, aber viel mehr begeisterte Zustimmung.
Schon wurde der Streit vor den Papst gebracht, der den khnen Mnch zur Verantwortung nach Rom vorlud. Aber Kursrst Friedrich der Weise trat schtzend fr die Zierde seiner Universitt ein und erwirkte, da Luther von dem Kardinal Cajetanus, der seinen Namen von seiner Vaterstadt Gaeta trug und der 1518 bei dem in Augsburg abgehaltenen Reichstag an-wesend war, vernommen wrde. So reiste Luther nach Augsburg; aber mit Berusung aus die heilige Schrift, deren Wert und Geltung grer sei als die der Kirchenvter und Konzilien, verweigerte er den Widerruf, den der Kardinal von ihm verlangte. Als er frchten mute verhaftet zu werden,
floh er heimlich aus der Stadt.
Bald darauf kam der ppstliche Kammer Herr von Miltitz, der damit Miltitz, beauftragt war, Friedrich dem Weisen als Geschenk des Papstes eine goldene Rose zu berbringen, mit Luther zu Altenburg zusammen und erreichte,
da er zu schweigen versprach, wenn auch seine Gegner schwiegen. Aber der Streit konnte aus diese Weise nicht mehr beigelegt werden. Luthers Witten-berger Amtsgenosse Andreas Karlstadt hatte mit einem Gegner Luthers, dem Jngolstdter Professor Dr. Eck, eine ffentliche Disputation p $ie auszufechten, die aus der Pleienburg zu Leipzig unter Anwesenheit des "et=cr albertinischen Herzogs Georg von Sachsen stattfand. Hier kam Luther demtsig"' hart angegriffenen Karlstadt zu Hilfe; und hier erklrte er es offen, da auch unter den Lehrstzen, um deren willen Hus verbrannt sei, manche gut evangelisch gewesen seien, und da auch die Konzilien irren knnten.
Diese Erklrung war fr Luther entscheidend; sie schied ihn von der alten Kirche. Ihm zur Seite stand jetzt Philipp Melanchthon,
keine Kampsnatur wie Luther, zarter und milder angelegt, aber als Gelehrter und Schriftforscher ihm ebenbrtig. Obwohl der Kurfürst sich von der alten Kirche nicht trennte, so trat er doch in seiner gerechten und milden Art auch ferner schtzend fr Luther ein. In Deutschland aber stieg sein Anhang von Tag zu Tag; zumal viele der Humanisten und insbesondere Ulrich von Hutten stierten ihn als den Ihrigen, und der Fhrer der rheinischen Ritterschaft, Franz von Sickingen, bot ihm aus seinen Burgen eine Freistatt an. Luther aber schrieb jetzt die berhmten Streitschriften An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung" Luthers und Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche", denen er die Schrift ist Von der Freiheit eines Christenmenschen" folgen lie. Indessen war Eck nach Rom gereift und hatte bei Leo X. eine Bulle erwirkt, die Luther, falls
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Das Zeitalter der religisen Kmpfe 15191648.
_ $te Abwesenheit traten in Wittenberg Schwarmgeister" auf, teilweise Serrm* Tuchmacher aus Zwickau, Leute, welche von Gott begeistert zu sein glaubten, ihre Eingebungen fr bedeutsamer als die Worte der Bibel erklrten und die Forderung aufstellten, der Gottesdienst msse gnzlich umgestaltet, die Bilder in den Kirchen zerstrt, die Kindertaufe abgeschafft und durch eine Taufe der Erwachsenen ersetzt werden. Ihnen schlo sich auch Karlstadt an; und schon gewannen sie viel Anhang und fingen an, ihre Neuerungen gewalt-1522. sam durchzusetzen. Da erschien Ln th er in Wittenberg. Er hatte auf die Mahnungen seines Kurfrsten, der ihn auf die ihm drohende Gefahr auf-merksam machte, geantwortet, da er in Gottes Schutz stehe: Ja, ich meine, ich wollte Ew. Kurfrstliche Gnaden mehr schtzen, als Sie mich schtzen knnten. Wer am meisten glaubt, der wird hier am meisten schtzen." Eine Woche lang predigte er tglich gegen das Unwesen der Bilderstrmer und Wiedertufer und erreichte, da sie aus Wittenberg weichen muten.
Luthers Luther aber blieb fortan unangefochten in Wittenberg. Einige Zeit ottgteit spter legte er die Mnchskutte ab und heiratete Katharinavonbora, die, aus einem schsischen Adelsgeschlecht stammend, bereits als Kind in ein Kloster gebracht worden war und es nun, wie so viele andere Mnche und Nonnen, verlassen hatte. Auer Philipp Melanchthon standen ihm Justus Jonas, Bugenhagen und andere Freunde zur Seite. Er predigte, er beriet in kirchlichen Dingen seinen Landesherrn und so manchen deutschen.frsten, dazu viele andere Rat und Hilfe suchende Deutsche aller Stnde, er schrieb Bcher und Streitschriften, er forschte in der Schrift und fuhr fort sie zu bersetzen, er dichtete endlich seine herrlichen Kirchenlieder.
107. Die Reformation Ulrich Zwinglis. Indessen hatte auch in der Schweiz der Abfall von der alten Kirche begonnen. Der schweizerische Lwinglt in Reformator wurde Ulrich Zwingli, der als Sohn wohlhabender 8m>' Bauern aus einem Alpendorfe stammte, auf mehreren Universitten studiert hatte, dann Geistlicher geworden und damals Priester in Zrich war. Auch ihn brachte, wie Luther, das Ablawesen in Gegensatz zu der ppstlichen Kirche; in demselben Jahre, in dem fr Luther die Leipziger Disputation entscheidend wurde, erwirkte er, da der Rat von Zrich einen Abla-prediger auswies. In den nchsten Jahren wurde in Zrich die Reformation durchgefhrt, dem Papste der Gehorsam aufgesagt, die Messe abgeschafft, die Heiligenbilder und jeder Schmuck aus den Kirchen entfernt. Andere Schweizer Städte, besonders B ern und B as e l, schlssen sich diesem Vor-gehen an.
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Die Entwickelung des Protestantismus.
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um die Hofdame Anna Boleyn zu heiraten. Als diesem Wunsche der Papst seine Genehmigung versagte, verbot Heinrich der englischen Geistlichkeit,
ferner mit ihm in Verkehr zu treten und ihm Gehorsam zu leisten, und machte sich selbst zum Oberhaupte der englischen Kirche, ohne indessen in Lehre und Kirchenverfassung weitere nderungen zu treffen. Erst unter seinen Nach-folgern wurde auch in England die Reformation durchgefhrt; die Knigin Elisabeth, die Tochter Heinrichs Viii. und der Anna Boleyn, wurde ein Hort des Protestantismus.
Von groer Bedeutung wurde es ferner, da in der Schweiz ein G"f';in neuer Mittelpunkt der Reformation entstand. Johann Calvin,
der aus dem nrdlichen Frankreich stammte, setzte das Werk Zwinglis fort. In Genf gelangte er feit 1541 zu magebendem Einflu, ordnete die kirchlichen Verhltnisse und fhrte in dieser wohlhabenden und genuschtigen Stadt eine uerst strenge Kirchenzucht ein. Er war ein Mann von groer Schroffheit, ja Hrte, rcksichtslos gegen anders Denkende; aber in seiner Schule erwuchsen glaubensstarke Männer, denen ihre religise berzeugung das Hchste war, die, streng gegen sich wie gegen andere, ihr ganzes Leben nach den Vorschriften ihres Glaubens zu formen suchten, Männer, die kampfesfreudig und zuversichtlich auch in den Tod gingen. In Deutschland wurde die Kurpfalz das wichtigste Land, das sich zum Calvinismus be-Ausbreitung kannte, und der Heidelberger Katechismus die Bekenntnisschrift der deutschen Calvinismus. Calvinisten oder, wie sie sich auch nannten, Reformierten". Aber auch nach Frankreich, nach den Niederlanden, nach Schottland und England wurde die reformierte Lehre getragen.
116. Die Wiedertufer in Mnster. Whrend das Luthertum in Nord- und Sddeutschland Fortschritte machte, gewannen an einer Stelle auch die Schwarmgeister und Wiedertufer eine verhngnisvolle Gewalt. Die Stadt Mnster in Westfalen hatte den evangelischen Glauben ange-nommen; dann waren aber aus den benachbarten Niederlanden schwrmerische Anhnger jener Sekte eingewandert, hatten die Mehrheit im Rat gewonnen und ihre Macht dazu benutzt, um alle, die sich nicht zum zweiten Male taufen lassen wollten, aus den Toren zu treiben. An ihrer Spitze standen Jan Matthys, ein Bcker aus Haarlem, und Jan Bockelson, ein frherer Der Wieder-Schneider aus Leyden. Als der erstere im Kampfe gegen die Truppen des tnufeiftaat Bischofs von Mnster, der, von anderen Fürsten untersttzt, die Stadt be-lagerte, gefallen war, machte sich Jan Bockelson zum König des neuen Jerusalem". Der Gewaltherrscher fhrte ein grausames Regiment und lebte in Pracht und Verschwendung., während die Lebensmittel 'in der Stadt
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Die Zeit der zunehmenden Auflsung des Reichs 1273 1519.
Wohnsitz wieder nach Rom. Aber gleich darauf fand eine Doppelwahl statt: ein italienischer Papst residierte seitdem in Rom, ein franzsischer in Avignon, und beide sprachen gegenseitig der sich und ihre Anhnger den Bann aus. Nachdem diese Kirchenspaltung dreiig Jahre gedauert hatte, setzte ein Konzil zu Pisa beide Ppste ab und whlte einen dritten; aber dadurch wurde die Lage noch schlimmer, da jene beiden nicht abdankten. Es gab Drei Ppste, nunmehr drei P p st e.
Dazu kam, da das ppstliche Regiment berhaupt damals viele Mi-stnde aufwies. Wenn die Ppste frher den deutschen Knigen fter Simonie vorgeworfen hatten, fo bten sie jetzt felbft den Verkauf geistlicher Stellen fr Geld in groem Umfange. Dazu trat der gewinnschtige Mi-brauch des Ablasses, d. h. des an die Verrichtung guter Werke geknpften Nachlasses zeitlicher Sndenstrasen. der diese und andere Schden entstand bei vielen denkenden und nationalgesinnten Mnnern ein tiefer Unwille; Forderung^mmer weiter verbreitete sich das Verlangen nach einer Reform der ^chen= Kirche an Haupt und Gliedern". So fah denn das Konzil, das 1414 unter kaiserlichem Schutze in Konstanz zusammentrat, als seine Auf-gbe einerseits die Beseitigung der Kirchenspaltung, andrerseits die Reform der Kirchenverfaffung an.
Aber es fand noch eine dritte Aufgabe vor; es mute zu den Lehren Stellung nehmen, die damals der bhmische Priester und Gelehrte Sgnnnjohann Hus aufstellte und die sich nicht nur auf die Kirchenverfaffung, fondern auch auf die kirchliche Lehre bezogen. Er hatte, beeinflut von den Schriften des englischen Theologen John Wiclif, den Abla und die zunehmende Verweltlichung der Kirche, aber auch das Papsttum selbst und einige wichtige Lehren der Kirche als dem Evangelium nicht entsprechend angegriffen; insbesondere hatte er gefordert, da beim heiligen Abendmahl auch den Laien und nicht nur den Priestern der Kelch gereicht werde. Hus hatte in Bhmen viel Anhang gefunden. Jetzt wurde er vor das Konzil gefordert.
Das Konzil Das K 0 n st a n z e r K 0 n z i l war wohl die glnzendste Versammlung Konstanz, geistlicher und weltlicher Fürsten im Mittelalter. Einer der drei Ppste, fog4 Johann Xxiii., hatte sich eingefunden, ferner viele Kardinle, Erzbischfe, 1418. Bischfe und andere Prlaten, dazu die Menge der weltlichen Fürsten und Wrdentrger. Der Reichstag, der gleichzeitig stattfand, wurde dadurch be-Belehnung sonders bedeutend, da Sigmund 1415 die Mark Brandenburg, die Sff" er einst geerbt, dann aber an seinen Vetter Jobst von Mhren verpfndet *1415?" hatte und in der zu jener'zeit vllige Zerrttung und Gesetzlosigkeit herrschte,
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Extrahierte Personennamen: John_Wiclif Johann_Xxiii Johann Jobst_von_Mhren
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Avignon Konstanz Brandenburg
Sigmund 1411 1437.
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nebst der Kur an den Burggrafen Friedrich Vi. von Nrnberg verlieh; am 18. April 1417 fand auf dem Marktplatz zu Konstanz die feier-liche Belehnung statt. So kam die Mark an die Hohenzollern.
Indessen hatte das Konzil im Jahre 1414 seine Beratungen begonnen. r=ng Hus mar, obmohl ihm Sigmund freies Geleit zugesichert hatte, nach seiner on Ankunft verhaftet und eingekerkert morden. Man forderte von ihm- Widerruf seiner Lehren. Da er sich unter Berufung auf die heilige Schrift dazu nicht verstand, so murde er von dem Konzil 1415 als Ketzer zum Feuertode ver-urteilt. Mutig und gefat starb er auf dem Scheiterhaufen; seine Asche wurde in den Rhein gestreut.
Um die Kirchenspaltung zu beseitigen, forderte das Konzil, das sich als der dem Papste stehend betrachtete, alle drei Ppste aus ihrer Wrde zu entsagen. Whrend aber die Deutschen darauf drangen, da man, ehe man einen neuen Papst mahle, die Kirchenreform in Angriff nehme, setzten die romanischen Nationen es durch, da zuerst ein neuer Papst gewhltpapstwahl, wurde. Dieser aber wute mit groem Geschick zu verhindern, da die ppst-liche Gewalt wesentlich beschrnkt wurde, und lste 1418 das Konzil auf.
So war die geplante Reform der Kirche milungen.
87. Der Hussitenkrieg. Dtejetbrennung von Johann Hus aber rief in Bhmen eine tiefgreifende Bewegung hervor, die sich zuerst in Auf-laufen und Unruhen Lust machte und sodann einen der furchtbarsten Kriege hervorrief. Denn als 1419 Wenzel starb, wollten die Tschechen seinen Bruder und Erben Sigmund, weil er Hus das Versprechen des freien Geleits nicht gehalten habe, nicht als ihren König anerkennen, erhoben sich und rsteten Heere aus, welche nicht nur die angreisenden Feinde zurck-schlugen, sondern bald ihrerseits zum Angriff bergingen. Der einugige Johann Ziska, ein wilder Feind der alten Kirche und zugleich desgsias Deutschtums, war es vor allem, der aus den tschechischen Bauern Heere schuf;9"" mit fanatischer Begeisterung zogen die Hussiten ins Feld; Sensen und Dreschflegel bildeten meist ihre Waffen, ihre Deckung die Wagenburgen, mit denen stc ihr Lager umgaben. Ihnen vermochten die Reichstruppen und Kreuz-Heere, die gegen sie aufgeboten wurden, nicht zu widerstehen; in trauriger Weise zeigte sich, wie wehrlos das einst so waffenkrftige deutsche Reich geworden war. So verheerten denn die Hussiten, die weit nach Norden, ja bis zur Ostsee vordrangen, aus das furchtbarste die deutschen Lande Erst als eine gemigte Partei unter den Tschechen auf Friedensverhandlungen einging und die Gegenpartei in einer Feldschlacht besiegte, nahm der Krieg nach fnfzehnjhriger Dauer ein Ende; doch hatte das Konzil, das damals
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TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Vi Friedrich Nrnberg Johann_Hus Johann Johann_Ziska Johann